Die Via Francisca
im
Europäischen Pilgerwegnetz

 

Von Hermann Heiter

Gründer und Präsident des Vereins
«Freunde der Via Francisca - Schweiz»

Europa, so auch die Schweiz, wird von verschiedenen Pilgerwegen durchkreutzt.
Der wohl bekannteste, die Via Jacobi, geht von Ost nach West. Die Via Francigena in der Westschweiz von Nord nach Süd, und der Columbansweg vom Norden nach dem Südosten.
Unser Weg, die Via Francisca des Lukmaniers, von Nordosten nach dem Süden.

Diese Via Francisca, ist dies nun ein neuer Pilgerweg? Die Antwort lautet; nein.

In den 90er Jahren wurde die Via Francigena auf Initiative von Italien zu neuem Leben erweckt. Und zwar haben wir dies Frau Adelaide Trezzini aus Rom zu verdanken! Sie recherchierte die historischen Gegebenheiten von Canterbury bis nach Rom, anhand von Dokumenten der Wegbeschreibung des Bischofs von Canterbury auf seinem Rückweg von Rom im Jahre 990 n.Ch.  So entstand dann der Verein AIVF, Association International Via Francigena.

Während der Zeit des Römischen Reiches wurde der Europäische Kontinent von unzähligen Wegen die nach Rom führten durchquert. Diese basierten auf einem Netz von Kommunikationswegen der Kelten und Etrusker. Im Mittelalter dann führten diese Wege die Pilger sicher nach Rom.

Nachdem Frau Adelaide Trezzini definitiv ihren Wohnsitz in den Tessin verlegte, war es ihrer Meinung nach nicht schwer zu vermuten, dass dieser Teil der Schweiz ein obligatorischer Durchgangspunkt zwischen der germanischen Welt und der italienischen gewesen sein musste. Es entstanden Verbindungswege bei Invasionen, Herrschaftsansprüchen, Gewerbe, Kulturellen und vor allem Religiösen Interessen.

Warum Konstanz als Ausgangspunkt? Die religiöse Wichtigkeit, Ausführungsort päpstlicher Konzile, politische Interessen – Heiliges Römisch – Germanisches Reich, wichtige Verbindungswege für das Gewerbe auf Land wie auf Wasser, Bodensee, und geografisch wichtiger Verkehrsknotenpunkt.

So startete im Jahre 2014 ein erster Versuch einer Wegfindung vom Bodensee an den Lago Maggiore und weiter nach Pavia, der antiken Hauptstadt der Longobarden. Dann machte sich die ehemalige Abtei «Badia di San Gemolo» im Val Ganna bemerkbar, die im engen Kontakt mit der Benediktiner Abtei von Disentis stand.

Nach intensiver Forschung, seitens von Frau Adelaide Trezzini, der transnationalen Geschichte und Kultur wurde eine Wegführung erarbeitet, die sich an territorialen Spuren orientiert wie: Romanischen Brücken und Pflastersteinstrassen, Burgruinen, Kirchen und Klöstern, historischen Herbergen.

Im Jahre 2017 fragte mich Frau Trezzini, wir kennen uns seit meiner ersten Pilgerschaft nach Rom im Jahre 2004, ob ich nicht bei der Erarbeitung einer Pilgerstruktur in der Schweiz mitarbeiten würde? Nachdem ich nun über 20 Jahre Mitglied beim Verein Freunde des Jakobsweges war, und noch bin, und dort die letzten Jahre als Verantwortlicher der insgesamt 780 km des Weges in der Schweiz fungierte, war es für mich klar mich dieser neuen Herausforderung zu stellen.

Ich wünsche allen Pilgern und Wanderern «un buon cammino»

Hermann Heiter

Die Geschichte des Weges.

Hier eine kurze Zusammenfassung»

Bei der Erforschung der Via Francisca des Lukmaniers müssen wir ins Jahr 700 zurück gehen. Das heisst also älter als die Via Francigena, welche auf dem Rückweg des Bischofs Sigerico von Rom nach Canterbury, im Jahre 990 n.C. beruht, und der Jakobsweg, aus Berichten von den ersten Pilgern im Jahr 1000 n.C.

Aus Deutschland ist die Via Francisca via den Lukmanier der direkteste Weg nach Rom. Was ja schon die deutschen Kaiser anscheinend gewusst haben. Sie wurde vom 7. bis ins 12 Jahrhundert und dann im 15. Jahrhundert (Konzil von Konstanz) rege benutzt.                                    

Kaiser Otto I                    912  –   973          961 Eroberung Italiens,

Kaiser Heinrich II           973  –  1024       1004 König von Italien   1014 römisch – deutscher Kaiser

Kaiser Friedrich I           1122 – 1190        1152 römisch – deutscher Kaiser   (Barbarossa)

Noch weiter zurück geht aber dieser Weg als Weg der Pilger.

Der name "Franziska"?

Der Heilige Willibaldus, Willibald von Eichstätt, wurde um das Jahr 700 vermutlich in Wessex in England geboren. Er war als Missionar, wie Gallus und Columban, unterwegs. Er bezeichnete 725 in seinem Itinerar die Strasse der Langobarden als «Via Francisca». So wurde dieser Name vor allem für die Überquerung der Alpen gebräuchlich. Francisca kann man ableiten von den Franken. So gehörten unter anderem zum Reich von Kaiser Otto des Grossen z.B die Ostfranken und die Westfranken.

Verschiedene Namen waren also gebräuchlich: Via Francisca, Via Francesca, via Francigena. Wir haben uns anhand geschichtlicher Dokumente für den Ersteren entschieden.